Stattauto 2

Wir haben das Auto abgeschafft!

Wie Hamburger den teuren Spritpreisen Ade sagen

CHRISTIAN BURMEISTER

Was tun gegen die verrückt hohen Benzinpreise? Schon seit Monaten kocht die Wut der Autofahrer: Die Mineralölkonzerne zocken schamlos ab, die Bundesregierung macht den Kraftstoff durch Steuern zusätzlich teuer. Bei etwa 1,50 Euro pro Liter liegt der Preis für Super und Diesel. Dazu kommen Steuern, Versicherung und Reparaturkosten. Da wird jede Fahrt zum teuren Vergnügen.

Im europäischen Ausland kam es bereits zu ersten Massenprotesten gegen zu hohe Benzinpreise - teilweise mit Erfolg. Doch wie reagieren die Hamburger auf die Misere? Antwort: sehr konsequent!

Das lässt sich an mehreren Entwicklungen ablesen: Die Deutsche Bahn und auch der HVV vermeldeten kürzlich riesige Zuwächse bei der Zahl ihrer Gäste. Zudem können sich praktisch alle Hamburger Fahrradgeschäfte über glänzende Verkaufszahlen freuen. Und auch sogenannte Car-Sharing-Agenturen wie "greenwheels .de" verzeichnen in Hamburg zweistellige Zuwachsraten.

Die MOPO sprach mit Menschen, die den Benzinwahnsinn nicht mehr mitmachen und ihr Auto einfach abgeschafft haben:

"Meinen Roller tank ich für acht Euro voll"

René Sasse (31), Technischer Berater fürs Internet aus St. Pauli "Mir waren die Kosten fürs Autofahren viel zu hoch, und so habe ich meinen Fiat Punto vor einem Jahr verkauft. Jetzt mache ich die Hälfte aller Fahrten mit dem Roller, den Rest öffentlich und mit dem Rad. Den Roller kann ich für acht Euro praktisch volltanken und komm damit 200 Kilometer weit. Anfangs waren viele Freunde skeptisch, als ich mein Auto abgeschafft habe, und es kam der ein oder andere Spruch. Aber das hat sich gelegt, und ich bin heute definitiv entspannter."

"Ich bin wirklich gerne Auto gefahren"

Gisela Stahl (67), Rentnerin aus Bramfeld "Ich habe mein Auto im März verkauft, obwohl ich wirklich sehr gerne gefahren bin. Aber es war eben teuer. Spontane Ausflüge mit Freundinnen und meinem Hund an die Nordsee sind jetzt nur noch sehr schwer möglich."

"Vom gesparten Geld gibt's einen Urlaub"

Klaus Siegfried (43) mit Ehefrau Cornelia Beckmann (35) aus Harburg "Wir haben unser Renault Sportcoupé erst vor zwei Wochen verkauft. Zur Arbeit fahren wir jetzt mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Herrlich Da bleibt auch mal wieder Zeit zum Zeitunglesen. Das gesparte Geld werden wir demnächst für einen Urlaub verwenden."

"Lieber Wohneigentum"

Ingo Kuhn (47), Angestellter der Hamburger Messe, Eimsbüttel "Meine Frau und ich haben seit 17 Jahren kein Auto mehr. Kürzlich hatten wir die Möglichkeit, billig einen Mercedes zu übernehmen - da war die Versuchung schon groß. Aber letztlich haben wir uns anders entschieden. Das so gesparte Geld haben wir für die Finanzierung einer Eigentumswohnung genutzt."

"Ich bin jetzt viel entspannter"

Harry Weiland (42), Unternehmensberater aus Eimsbüttel "Ich habe mein Auto Anfang 2007 abgeschafft. Zum Schluss war es wirklich absurd Ich bin mit meinem Peugeot 106 nicht mehr als 1000 Kilometer im Jahr gefahren. Die restliche Zeit stand er rum. Manchmal habe ich das Auto auch nicht genommen, weil ich den schönen Parkplatz nicht aufgeben wollte. Jetzt fahre ich Fahrrad und nutze öffentliche Nahverkehrsmittel. Wenn es gar nicht anders geht, hole ich mir ein Auto bei ,greenwheels' oder fahr' auch mal Taxi. Finanziell komme ich ohne Auto trotzdem viel besser weg. Außerdem bin ich seitdem viel entspannter keine Staus, keine Parkplatzsuche, keine Strafzettel mehr."

(MOPO vom 30.05.2008 / SEITE 2-3)


 

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